ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Room of Histories

„Change the System!“ – Rasheed Araeen‘s Third Text Journal

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Cover Scans of Third Text Journal. Rasheed Araeen's »The Reading Room, 1979–2011« introduces exhibition visitors to the

art magazine.

Für diejenigen, die sich gefragt haben, warum The Global Contemporary einen ganzen Leseraum dem Third Text Journal gewidmet hat: eine kurze Geschichte des Magazins und einige ausgewählte Gründe, warum es für die Definition einer globalen zeitgenössischen Kunst eine zentrale Rolle spielt. 

„Der Mythos des Internationalismus der Kunst muss gesprengt werden“ erklärte 1978 der pakistanisch-britische Künstler Rasheed Araeen am Institute of Contemporary Arts in London. Überzeugt davon, dass die Exklusion nicht-weißer Künstler aus den ,White Cubes‘ westlicher Kunsthäuser einen inhärenten Rassismus anzeigte und dass 'stumme Kunstobjekte' allein dies nicht ändern würden können, gründete Araeen 1987 Third Text Journal als politisches Forum für eine wahrhaft internationale Kunsttheorie und -kritik. Es galt ihm, das System zu ändern anstatt nur an seinen Repräsentationsmechanismen zu kratzen - und mit ihm schrieb die internationale Elite postkolonialer Autoren: etwa Edward Said, Manthia Diawara und Gayatri C Spivak. In den ersten Jahren stand das Magazin, das als Nachfolger der Zeitschrift Black Poenix (1978-79) gilt, ganz im Zeichen der Kritik der Institutionen des britischen Kunstsystems aus der Perspektive nicht-westlicher KünstlerInnen in Großbritannien. Es hinterfragte die Vermarktung von Multikulturalismus und Ethnizität und als in den 1990er Jahren weltweite Migrationsbewegungen althergebrachte Nationalismen wiederaufleben ließen, thematisierte Third Text die Grenzen der post-kolonialen Kritik.

Das postsovietische Russland, türkische Gegenwartskunst und Kino in muslimischen Ländern sind nur einige der Themen, die Third Text seit Ende der 90er Jahre bearbeitet hat. Es wird heute von Kunsthistoriker Richard Appignanesi, dem britischen Filmtheoretiker Richard Dyer und der Künstlerin Zoë Peterson redaktionell betreut. Den Untertitel des Magazins, Third World Perspectives on Contemporary Art, gibt es heute nicht mehr. Araeen sagte zuletzt zur ursprünglichen Linie des Magazins: „Vielleicht war es ein Fehler, dass wir zu repräsentieren suchten, was nicht länger durch geografische Kategorien definiert ist“. Was bleibt ist die Kritik von Kunstgeschichte und Kunstpraxis aus globaler Perspektive und der Vorsatz, jene KünstlerInnen und Regionen vorzustellen, die aus den Mainstream-Diskursen ausgeschlossen sind oder aufgrund ihrer Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder Kultur diskriminiert werden.

Mehr Informationen zu Rasheed Areen findet ihr auf seiner Künstler-Seite. In der Publikation Contemporary Art and the Museum. A Global Perspective (Hatje Cantz, 2007) hat Andrea Buddensieg ein Portrait zu Areen geschrieben, dass hier auch online zu lesen ist. 



 

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