ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Navin Rawanchaikul

* 1971 in Chiang Mai (TH), lebt in Fukuoka (JP) und Chiang Mai

SUPER CHINA!, 2009
Curator Man and Navin, 2002

Mit seinen unkonventionellen, dynamischen und ortsspezifischen Interventionen und Displays hinterfragt Navin Rawanchaikul, der sich selbst als einen „einsamen Sohn der Diaspora und Produkt einer globalisierten Welt“ bezeichnet, auf humorvolle Art und Weise Themen wie kulturelle und nationale Identität sowie deren Stellenwert in der heutigen internationalisierten Kunstwelt. Von Anfang an in Alltagskultur und Kunstkontext sowie im Spannungsfeld zwischen lokalen Gegebenheiten und Einflüssen der Globalisierung verortet, sind Rawanchaikuls Projekte meist als gemeinschaftliche Kollaborationen angelegt und entstehen unter dem Label seiner Firma Navin Productions.
Mit dem großformatigen Gemälde SUPER CHINA! im Stil typischer Bollywood-Werbetafeln porträtiert Rawanchaikul die Power Player der chinesischen Kunstszene zu einem Zeitpunkt, als der kometenhafte Boom schon wieder vorüber ist und die Händler längst rote Zahlen schreiben. Die humorvolle, überzeichnete, beinahe propagandistische Darstellung der Akteure der chinesischen Kunst als Heroen und Superstars verweist auf ein einzigartiges Phänomen, das im Westen insbesondere aufgrund der Verquickung und wechselseitigen Beeinflussung von Kunstproduzenten und Markt vielfach kritisiert wurde. Gleichzeitig beinhaltet dieser Boom jedoch auch ein wichtiges emanzipatorisches Moment – denn unter dem nationalen Label „China“ wurde erstmalig ein vom westlichen Kunstsystem unabhängiger Markt für zeitgenössische Kunst etabliert.
Auch in der Arbeit Curator Man and Navin stellt Rawanchaikul die internationale Kunstwelt als soziales Beziehungsgefüge und „Networking Community“ dar, in der Rivalitäten und Abhängigkeiten herrschen und verschiedene Rollenmodelle erfüllt werden. Während der Kurator, der mit Handgepäck und Mobiltelefon ausgestattet von einer Biennale zur nächsten jettet, zum Superstar der „schönen neuen (Kunst-)Welt“ geworden zu sein scheint, bleibt dem leicht ergrauten Künstler in dieser Zukunftsvision nur noch, eine unerhebliche Nebenrolle zu erfüllen. Etwas unbeholfen versucht er nichtsdestotrotz, dem Vielbeschäftigten seine Visitenkarte unterzuschieben. Die Kunst scheint hinter ihrer eigenen Vermarktung, Verbreitung, Verbreitung und Interpretation beinahe zu verschwinden. (AM)

rawanchaikul_superchina

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SUPER CHINA!, 2009

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Curator Man and Navin, 2002