ZKM | Museum für Neue Kunst, 17.09.2011 – 05.02.2012
 
Mladen Stilinović

* 1947 in Belgrad (RS), lebt und arbeitet in Zagreb (HR)

An artist who cannot speak English is no artist, 1994

Zeitgenössische Kunst und die neuen Kanäle der Kommunikation sind schwer getrennt voneinander zu denken: Internet und Massenmedien sollen den grenzenlosen Zugang zu Nachrichten und Wissen ermöglichen, der für kritische, engagierte Kunst unerlässlich ist, und erst durch sie wird die Organisation und Vermittlung von komplexen transnationalen Projekten durchführbar. Die hierfür notwendigen Technologien und Sprachen müssen jedoch erst beherrscht werden; wer sich ihnen verweigert oder keine Gelegenheit hatte, sie zu erlernen, wird auch nicht Eingang in das utopische „globale Dorf“ finden. Mit dem Spruch „An artist who cannot speak English is no artist“ gibt Mladen Stilinović einen bissigen Kommentar auf eine vermeintlich globale Kunstwelt ab. Wie ein Slogan sind die Worte auf ein Banner aufgenäht; offen bleibt jedoch, ob sie Forderung, Protest oder Ausdruck der Kapitulation sind – schließlich ist diese Aussage nur „allgemeinverständlich“, da sie auf Englisch formuliert ist.
Stilinović arbeitete seit den 1960er-Jahren in Kroatien, inmitten einer Kunstszene, die nicht weniger aktiv und nicht weniger relevant – nicht weniger „künstlerisch“ – war, als diejenigen Westeuropas. Die Frage nach einer Weltsprache der Kunst bleibt so ungelöst: Vor 1989 war Englisch die Sprache der kapitalistischen Welthälfte, die die „große Erzählung“ der Kunst und somit die Macht über die Definition, wer Künstler ist, für sich beanspruchte; im heutigen Zeitalter ermöglicht Englisch weltweiten Austausch. Sind daher die, die nicht mittels dieser Sprache mitsprechen können oder wollen, keine zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstler? (JB)

An artist who cannot speak English is no artist

An artist who cannot speak English is no artist
, 1994